Wer Katrin Biber heute kennenlernt, kann sich kaum vorstellen, dass sie die letzten Jahre – wie sie selbst sagt – „durch die Hölle gegangen und wieder aufgestanden“ ist: Die 33-jährige Tirolerin lacht viel und ist ein richtiges Energiebündel. Doch wer sich länger mit ihr unterhält merkt bald, dass Katy mehr Lebenserfahrung und daraus entstandene Weisheit hat als viele andere in ihrem Alter. Im sehr bewegenden Interview erzählt sie im Roadtrip Leben Podcast wie ein schwerer Schicksalsschlag ihr Leben komplett durcheinandergeworfen und sie schlussendlich zu ihrer Berufung geführt hat.
Im Interview sprechen wir
- über den Umgang mit Gefühlen
- wie sie durch einen Schicksalsschlag ihre Berufung fand
- was alles passiert, bevor man zum „Erfolg über Nacht“ wird
- darüber wieso Pausen notwendig sind, auch wenn man sein Herzensprojekt umsetzt
Katys Geschichte – vom Schicksalsschlag zur Berufung
Katy hat mich für das Podcast Interview nach Innsbruck zu sich nach Hause eingeladen. An den Wänden hängen Fotos von Katy mit ihren drei jüngeren Schwestern. Mehrfach lese ich den Spruch „Lebe. Lache. Liebe.“ – das Lebensmotto ihrer Schwester Larissa, wie ich erfahre. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen: Eine ganz normale Familie mit vier Schwestern, die sich sehr gut verstehen. Ganz normal – bis auf die Tatsache, dass eine der Schwestern heute fehlt. Denn im September 2013 verschwand Larissa plötzlich über Nacht.
Was das bedeutet können wir uns als Außenstehende kaum vorstellen. Erst die tagelange Suche nach der Vermissten, nach zehn Tagen dann die schockierende Nachricht, dass Larissa von ihrem Freund ermordet wurde. Plötzlich ist Katy mit heftigen Gefühlen konfrontiert, denen die fröhliche Studentin nie zuvor ausgesetzt war: Mit starker Trauer, aber auch Wut – auf den Täter und auf das Leben. Trotzdem schafft sie es irgendwie zu funktionieren und ihr Geschichtswissenschaftenstudium abzuschließen. Im Nachhinein betrachtet war es der Sport, der ihr wohl dabei geholfen hat: Obwohl sie vor Larissas Tod nach eigenen Angaben nicht wirklich sportlich war, beginnt sie in der Zeit danach zu trainieren. Erst aus gesundheitlichen Gründen, dann weil sie merkt, dass sie dadurch endlich wieder ihren Körper spüren kann und ihr das Training hilft, mit ihren Gefühlen umzugehen.
Am Tag der Gerichtsverhandlung des Täters schreibt Katy zum ersten Mal in ihr Tagebuch: Eines Tages will sie mit ihrer Geschichte anderen Menschen helfen, mit ihrer eigenen Trauer umzugehen. Ob ihr Larissa dabei helfe?
Fast forward
Auf die Worte folgen rasch Taten: Nach ihrem Studium beginnt Katy eine Ausbildung zur Personal-, Gesundheits- und Functional-Trainerin und belegt einen Kurs zur Trauerbegleitung. Parallel dazu feilt sie an einem Unternehmenskonzept, mit dem sie trauernde Menschen dabei unterstützen kann durch Sport den Umgang mit den eigenen Gefühlen zu lernen und Raum und Zeit für Trauer zu bekommen. So entsteht schließlich „Seelensport“ – ein gefühlsorientiertes Trainingskonzept und Übungen, die sich an den unterschiedlichen Gefühlen orientieren, welche die Trauer mit sich bringt. Katy bietet Gruppen-, aber auch Einzel- und Onlinetrainings an für alle, die sich mit ihren Gefühlen auseinandersetzen möchten. Die Seelensportkurse sind ein geschützter Raum, in dem alle Gefühle erlaubt sind und niemand komisch angeschaut wird, wenn beim Sport die Tränen hochkommen. Dafür hat sie sich passenderweise einen Raum in einem Bestattungszentrum ausgesucht.
Heute ist Katy eine der bekanntesten „Trauer-Expertinnen“ im deutschsprachigen Raum. Sie gibt Seelensport Workshops in ganz Österreich und Deutschland, spricht regelmäßig auf Veranstaltungen oder im TV und Radio zum Thema Trauer, bietet eine Erholungswoche für Trauernde an und bildet bald die ersten Seelensport Trainer aus. Und als wäre das noch nicht genug, schreibt sie auch noch auf ihrem Blog über die Trauer als Tabuthema unserer Gesellschaft. Trauernde fühlen sich durch ihre schonungslos ehrlichen Artikel verstanden und dort abgeholt, wo sie sind. Nicht-Trauernde erfahren, welchen Umgang sich Trauernde in ihrer Situation wünschen und welche Sätze und Ratschläge man sich sparen soll.
Was du von Katy lernen kannst
Das Gespräch mit Katy hat mich sehr berührt und ich hatte mehr als einmal Gänsehaut und/oder Tränen in den Augen, während ich mit ihr gesprochen habe. Insgesamt dauerte unser Gespräch ganze vier Stunden – das Interview selbst ist jedoch nur rund 40 Minuten lang. Zwei Dinge, die sie bereits im Vorgespräch mit mir geteilt hat, sind mir besonders in Erinnerung geblieben. Da sie mich sehr zum Nachdenken gebracht haben, möchte ich diese gerne ebenfalls mit euch teilen.
Wissen, wovon man spricht
Aus meiner Sicht einer der Hauptgründe, wieso Katys Unternehmen Seelensport in weniger als zwei Jahren so groß und bekannt geworden ist, ist folgender: Katy weiß, wovon sie spricht. Sie gibt in ihren Kursen und auf ihrem Blog nur das weiter, was sie selbst erlebt hat. Wenn Sie beispielsweise über Partnerverlust schreibt, lässt sie eine Gastautorin zu Wort kommen – weil jede Art von Verlust anders ist und sie, wie sie selbst sagt, nicht wissen kann, wie es sich anfühlt, seinen Partner verloren zu haben.
Im Gespräch mit mir sprach sie auch relativ kritisch über Menschen, die Ratschläge geben, ohne jemals selbst in dieser Situation gewesen zu sein. Als Beispiel nannte sie Leute, die ihr damals in der Phase ihrer Trauer, als lange Zeit eine unglaubliche Wut in ihr hochkam, geraten haben: „Du darfst diese Gefühle dich nicht beherrschen lassen, wenn die Wut hochkommt atme sie weg…“ – obwohl sie selbst nie jemanden durch Mord verloren haben.
Ich habe mich durch diese Kritik direkt angesprochen gefühlt. Gerade in der Persönlichkeitsentwicklungs- & Spiritualitäts-„Szene“ beobachte ich nämlich sehr häufig, dass Menschen im Internet schlaue Dinge posten (wovon ich mich selbst auch gar nicht ausnehmen möchte!), wo ich mich frage: Hat diese Person das eigentlich selbst erlebt, oder bloß irgendwo gelesen? Denn es sind zwei völlig verschiedene Dinge, ob ich theoretisch verstehe, dass es spirituell gesehen kein „richtig“ und kein „falsch“ gibt und ich auf jede Situation wie ein buddhistischer Mönch gelassen und ohne zu werten reagieren kann – oder ob ich diese Weisheit tatsächlich leben kann, wenn jemand ein Familienmitglied von mir ermordet…
Was kann schon Schlimmeres passieren?
Ebenfalls sehr berührt hat mich folgender Satz, den Katy mit mir geteilt hat: Einmal wurde sie in einem Interview gefragt, ob sie denn nie Angst gehabt hätte, dass niemand zu ihren Kursen kommen würde und ihre Selbstständigkeit nicht funktionieren könne? Daraufhin meinte Katy: „Ich habe meine Schwester verloren. Ich habe das Schlimmste überlebt – was soll mir denn noch Schlimmeres passieren? Wenn mein Unternehmen nicht funktioniert, dann suche ich mir einfach wieder einen Job…“
Von diesem Mindset können wir alle noch etwas lernen, oder?
Hier kannst du mehr über Katy und Seelensport erfahren:
- Auf der Seelensport Homepage
- Auf Facebook
- Auf Instagram
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