Vor kurzem wurde ich gefragt: „Anna, wo ist eigentlich Zuhause, wenn man ständig unterwegs ist?“ Nach ein paar Anläufen wurde mir klar, dass ich darauf spontan keine Antwort hatte. Und was tut ein eifriger Blogger, wenn er irgendwo nicht weiterweiß? Richtig: Er recherchiert, hört sich um – und schreibt einen Blogartikel darüber. Herausgekommen ist dieser Artikel, in dem auch acht andere Menschen, die ständig unterwegs sind, ihre persönliche Definition von Zuhause verraten.
Ist Zuhause ein Ort?
Bis zu meinem 18. Lebensjahr war für mich ganz klar, wo mein Zuhause war: In dem kleinen Dorf in Österreich, wo ich aufgewachsen bin und wo ich, meine Familie und meine Freunde lebten. Also war mein Zuhause ein Ort.
Ist Zuhause dort, wo man seinen Lebensmittelpunkt und soziale Verbindungen hat?
Dann zog ich fürs Studium nach Innsbruck, und plötzlich verlagerte sich mein Lebensmittelpunkt und das Zuhause vieler meiner Freunde dorthin. Wenn mich in dieser Zeit jemand nach meinem Zuhause fragte, antwortete ich: „Innsbruck“. Also ist Zuhause vielleicht doch nicht nur ein Ort, sondern ein Ort, an dem man seinen Lebensmittelpunkt und soziale Verbindungen hat? Und trotzdem sagte ich, wenn ich ein Wochenende zu meinen Eltern fuhr: „Ich fahre nach Hause“. Kann man denn zwei Zuhause gleichzeitig haben?
Ist Zuhause dort, wo meine Sachen sind?
Im September 2018 kündigte ich schließlich meine Wohnung in Innsbruck und begann, das Leben eines digitalen Nomaden zu führen. Das heißt, dass ich nun ständig unterwegs bin und durch die Welt reise. Habe ich deshalb das Gefühl, kein Zuhause mehr zu haben? Nicht wirklich. Ist die Welt nun mein Zuhause? Oder ist Zuhause dort, wo ich meinen Rucksack ausgepackt habe?
Ist Zuhause ein Mensch?
Anfangs war ich hauptsächlich alleine unterwegs, seit rund einem halben Jahr reise ich nun in Begleitung meines Partners. Und habe festgestellt, dass jeder Ort ganz schnell vertraut und zum Zuhause wird, wenn man ihn mit einer Person teilt, die man liebt. Also ist Zuhause nun ein Mensch? Doch was ist dann, wenn mich dieser Mensch eines Tages verlässt oder, noch schlimmer, stirbt? Verliere ich dann mein Zuhause?
Ist Zuhause ein Gefühl?
Tatsächlich habe ich inzwischen an vielen Orten der Welt das Gefühl, Zuhause zu sein. Dabei habe ich festgestellt, dass es oft gar nicht so viel mit den äußeren Umständen zu tun hat, sondern vielmehr mit meinem Innenleben. Wenn es mir gut geht, ich in Verbindung mit mir selbst bin, meiner Erfüllung nachgehe, nach meinen Werten lebe und meine Beziehungen zu den Menschen, die mir wichtig sind, im Reinen sind, fühle ich mich überall Zuhause. Im Endeffekt hat Zuhause für mich also weniger mit einem Ort, mit sozialen Verbindungen, mit meinen Sachen oder einem Menschen zu tun, sondern vielmehr mit einem Gefühl. Und das schöne ist: Gefühle trage ich in mir, und kann sie daher überall hin mitnehmen. Oder, um es mit den Worten von Bob Marley zu sagen: „My home is in my head“.
Das sagen andere über ihr Zuhause
Zuhause ist also etwas sehr Individuelles, das sich jederzeit verändern kann und das gar nicht so leicht zu definieren ist. So viele Menschen es auf der Welt gibt, so viele Definitionen gibt es wohl auch von Zuhause. Daher habe ich mich einmal bei digitalen Nomaden und Menschen, die viel unterwegs sind, umgehört und sie gefragt, was Zuhause für sie bedeutet.
„Meine eigene Wohnung fühlt sich auch manchmal fremd an“
„Für mich als Sportler geht es das ganze Jahr über in der Weltgeschichte herum und man sieht sein eigenes Bett nur selten. Früher war es ganz klar: Da wo Mama und Papa sind, das ist Zuhause. Aber als ich dann ins Internat und später in die eigene Wohnung gezogen bin, sah ich meine Eltern immer seltener und im schlief eigentlich nie mehr im Elternhaus. Als Sportler ist man Wettkampf über Wettkampf nicht im eigenen Land, aber trotzdem nicht fremd, weil es eigentlich immer die gleichen Orte sind: Gleiches Hotel, die gleichen Leute,… Für mich ist weg sein also auch ein bisschen Zuhause. Für mich ist Zuhause immer ein Gefühl, wenn ich genau da bin wo ich gerade sein will, umgeben mit Leuten, die ich gerne habe. Denn meine eigene Wohnung fühlt sich genauso fremd an, wenn ich nach mich einem Monat wieder einmal in mein Bett lege und ich eigentlich gar nicht mehr wusste, wie es sich anfühlt“
– Janni Reisenauer| Skispringer
„Home is where you park it“
„Unser Zuhause ist unser rollendes Zuhause. Unser persönlicher Rückzugsort auf vier Rädern. Als Wohnzimmer die Weite der Natur. Zuhause ist somit ein naturverbundener Ort mit meinem Herzensmenschen an meiner Seite. Das tiefste Gefühl von Zuhause habe ich jedoch am Ort meiner Wurzeln, bei meiner Großmutter.“
– Simone Engelhard | Unternehmensberaterin, Lernexpertin, Speakerin und Gründerin der [lernglust]| reiste 2 Jahre lang die Panamericana im rollenden Zuhause entlang und teilte ihre Erlebnisse auf ihrem Blog Fernglust
„Bis vor kurzem war dort, wo meine Ex-Freundin war, auch zuhause“
„Zuerst einmal muss ich bei der Frage nach dem „Zuhause“ für mich auch den Begriff „Heimat“ abgrenzen. Denn Heimat ist für mich eindeutig dort, wie ich aufgewachsen bin, wo meine Eltern leben, wo ein Großteil meiner „alten Freunde“ lebt. Sobald ich in meiner Heimatstadt Leipzig lande, ist alles vertraut, aber irgendwie auch anders. Gerüche, Menschen, Wege sind immer noch gleich. Aber ich gehe diese Wege nicht mehr täglich. Durch die Menschen vor Ort bleibt es trotzdem Heimat, auch wenn ich seit sechs Jahren nicht mehr wirklich dort lebe.
Der Begriff Zuhause ist für mich allerdings mehr gekoppelt mit emotionalen und sozialen Bindungen, die ja auch immer wieder neu entstehen können. Bis vor Kurzem konnte ich das recht einfach beschreiben: dort wo meine Ex-Freundin war, war ich auch zuhause. Wo das während unseres gemeinsamen Unterwegs-Sein war, war mir egal. Jetzt, wo dieses Gefühl nach der Trennung weggefallen ist, finde ich es wichtig, in mir selbst Heimat zu finden. Das tat ich auch vorher schon, allerdings wird das nun umso wichtiger. Genauso wichtig, wie verstärkt neue emotionale und soziale Bindungen zu suchen und einzugehen.
Für mich ist es wichtig, ein Grundgefühl an Geborgenheit zu fühlen. Bali und Kuala Lumpur sind beispielsweise zwei Orte, die mir dieses Gefühl geben, wenn auch nicht komplett. Aber die Frage ist doch, wie komplett, wie hundertprozentig immer alles sein muss. Das ist dann für mich eine Einstellungsfrage, genauso wie „Happiness is a mindset“. Bin ich mit mir selbst zufrieden, kann ich mich theoretisch auch schneller irgendwo zuhause fühlen.„
– Sebastian Scheplitz | dreifacher Agenturleiter für Internationales Contentmarketing, Businesscoach & digitaler Nomade
„Streich die Vorstellung von „Zuhause“ als eine Adresse!“
„Bodenständig, aber mit den Füßen im Sand. In uns schlummern urdeutsche Heimatliebe und chronisches Fernweh. Tom und ich fühlen uns in unserer Wahlheimat Regensburg genauso zuhause wie in unserem Van und nach einer gewissen Zeit auch in jedem Hotelzimmer. Aber wie macht man die ganze Welt zu seinem Zuhause? Eigentlich ziemlich einfach (mussten für diese Erkenntnis aber auch erst durch die halbe Welt reisen): Streich die Vorstellung von „Zuhause“ als eine Adresse! Denn Zuhause ist keine Stadt, kein noch so schön dekorierter Haufen von Dingen, keine Erinnerung, auch keine Landschaft, nicht einmal geliebte Menschen – sondern ein Gefühl. Oder besser, ein perfektes Zusammenspiel von ganz vielen Gefühlen: Hier darf ich sein, wer ich bin. Hier bin ich frei und ungezwungen. Hier fühle ich mich sicher. Hier stimmt die Energie. Hier spielt meine Lieblingsmusik. Hier komme ich zur Ruhe… Wer es nun schafft, dieses „Hier“ durch „Bei Mir“ zu ersetzen, ist wohl der allerglücklichste Mensch. Denn mit diesem Mindset und seiner Lieblingsplaylist auf dem MP3-Player kann er pfeifend durch die Gassen der ganzen Welt schlendern, während er lächelnd denkt: „Ach, hier zuhause ist es doch am schönsten!““
– Laura & Tom | Blogger, Content Creator & Onlinemarketer
“Die Menschen, die mir guttun, sind mein Zuhause”
„Für mich ist meine Base in erster Linie in mir, ich kann mittlerweile sogar an Flughäfen entspannen und mich „zu Hause“ fühlen. Am wohlsten fühle ich mich aber wenn Menschen um mich herum sind, die ich gern hab und liebe, das ist auch das Gefühl, was ich mit zu Hause in Verbindung bringe: Geborgenheit, Sicherheit, Glück & Zufriedenheit. Diese Menschen habe ich bis jetzt so oft schon kennenlernen dürfen, man findet sie nicht oft, aber man ist nie alleine. Strahle das richtige aus und du ziehst das Richtige an.
Es gab bis jetzt nur einmal eine Situation, in der ich mich nicht zu Hause gefühlt habe und das war zu Hause. Aufgewachsen bin ich in einem sehr kleinen Dorf im Norden und ich kann mich an eine Unterhaltung mit mehreren meiner Freunde erinnern, in der keiner meine Sichtweise verstehen konnte. Da habe ich mich auch das erste Mal alleine gefühlt, obwohl so viele meiner Freunde und Bekannten da waren. Ich war alleine. Keine Geborgenheit, keine Sicherheit, keine Liebe und wenig Glück – kein zu Hause zu Hause.
Seit dankbar für das, was ihr habt und umgibt euch mit Menschen, die euch guttun – denn die sind euer Zuhause.“
– Jacky | arbeitet seit 2017 auf Kreuzfahrtschiffen und teilt ihre Erlebnisse auf ihrem Blog
„Wenn ich an Orte zurückkehre, die ich schon besucht habe, fühlt es sich meist an wie nach Hause kommen”
„Ich fühle mich schnell verbunden mit Orten, an denen ich Zeit verbringe. Da können ein paar Tage schon ausreichen. Wenn ich an Orte zurückkehre, die ich schon besucht habe, fühlt es sich meist an wie “nach Hause kommen”. Selbst, wenn ich vorher nur einmal dort gewesen bin. Andere Orte, wie die Stadt, in der ich aufgewachsen bin und wo meine Familie lebt, haben einen anderen Stellenwert. Doch im Grunde kann ich mich überall auf der Welt zuhause fühlen. Zumindest dort, wo ich möchte.„
– Monja | Freelance Produktmanagerin & digitale Nomadin
„Zuhause ist in mir!“
„Seit knapp 3 Jahren bin ich auf Weltreise: Frankfurt, Bali, Bangkok, Madrid, Marrakesh, Budapest, Cancún, Kapstadt, Porto, Vancouver, Singapur… Die Liste ist lang und Zuhause kann überall sein. Früher habe ich dieses Zuhause im Außen gesucht und dies abhängig gemacht entweder von anderen Menschen oder wo ich in meinem Beruf mehr Perspektiven sah. In der Vergangenheit bin ich viel umgezogen und dabei auch weggelaufen – weggelaufen vor meiner Wahrheit, vor meinem Herzensweg.
Dieses Suchen im Außen habe ich auch in meinem Beruf als Arzt kennen gelernt, wenn Menschen mit ihren Krankheitssymptomen zu mir gekommen sind, dies aber letztlich nur ein Ausdruck ihres innersten Ungleichgewichtes ist. Heute führe ich als ganzheitlicher Arzt online sowie auf Seminaren die Menschen in ihr Herz – an den Ort, der die Balance von Körper, Geist und Seele vereint. Dies mit purer Begeisterung zu tun, hat viele Jahre gedauert, denn erst mit innerer Balance bei mir angekommen zu sein, konnte ich auch beruflich den Arzt in mir annehmen.
Für mich ist ganz klar: Zuhause ist in mir! Ein Ort der Ruhe und an dem ich frei und erfüllt bin – so wie es das Herz ist, wenn es 24 Stunden am Tag schlägt. Zuhause ist, wo mein Herz ist – der Ort der Lebenskraft, egal wo ich bin!„
– Dr. Karim Kanawati |ganzheitlicher Arzt
„Wie so viele habe ich viele Jahre mein Zuhause im Außen gesucht“
„Zuhause ist da wo mein Herz ruhig in mir schlägt, wo ich mich geborgen und sicher fühle und ich wahrhaftig ich selbst sein kann. Viele Jahre, eigentlich seit meiner Jugend war ich auf der Suche nach meinem Zuhause. Und wie so viele habe ich im Außen gesucht. Ich hab mir ein Bilderbuchleben aufgebaut, dass sich fast alle Eltern für ihr Kind wünschen, einen „sicheren“ und guten Beruf, hohes monatliches Einkommen, eine wunderschöne Wohnung, einen liebevollen Ehemann und zwei super süße Hunde. Und doch war ich lange Zeit nicht voll glücklich und habe mich vor allem nicht zu Hause angekommen gefühlt.
Die Suche ging weiter, ich bin viel gereist, sowohl im Außen, als auch im Innen. Mir wurde klar, dass ich, um dieses zu Hause zu finden, erst einmal in mir ankommen darf. Und mir die Frage stellen darf, was möchte ich? Was brauche ich, um mich wohl in mir und mit mir zu fühlen und zwar in allen Lebensbereichen, Job, Liebe, Familie, Gesundheit, Wohnort, Finanzen und Lebenssinn. Als Antwort darauf wurde mir endgültig klar, dass eine Karriere im Angestelltenverhältnis einfach nicht meine Welt ist und so entschied ich mich meine über 10jährige Erfahrung in Konzernen und Marketingagenturen für meine eigenen Wunschkunden zu nutzen.
Seit Anfang dieses Jahres bin ich nun als sog. digitale Nomadin unterwegs, bin der Liebe wegen da einfach so reingestolpert und hab mich voll ins Abenteuer Leben gestürzt. Seitdem war ich in Porto, Lissabon und an der Algarve unterwegs, hab mir meinen Traum von Kapstadt und Johannesburg erfüllt, traumhafte Wochen auf Mauritius verbracht, kurze Abstecher in Paris und Barcelona gemacht, den Sommer in Berlin, Köln, Nürnberg, Frankfurt und weitere Teile Deutschlands genossen und aktuell in Andalusien und Madrid unterwegs, bevor es dann zum Überwintern nach Mexico geht, wow! Und von überall aus kann ich meine Kunden online betreuen und sie dabei unterstützen ihre wahrhaftige Positionierung zu finden und damit ihre starke Personal Brand aufzubauen, mit der sie ihre Wunschkunden anziehen und ihr wundervolles Strahlen in die Welt tragen. Unfassbar und so schön, dass ich damit selbst mein eigenes Strahlen immer mehr in die Welt trage und somit auch meine Heimat in mir gefunden habe.„
– DanyK | Personal Brand Expert
Noch mehr Artikel auf anderen Blogs, die sich mit der Frage „Wo ist Zuhause“ beschäftigt haben:
- Gedanken über Heimat – wo ist das? Wunderlander
- Ich fühle mich nur auf Reisen zu Hause – und bin damit nicht alleine. Ze.tt
- Sich nur auf Reisen zu Hause fühlen? Eat Travel Workout (Mein Vorgängerblog)
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Cooler Eintrag. Vor ein paar Jahren, als ich noch mehr als heute unterwegs war, viel beruflich gereist bin und viel in Hotels gelebt habe, da hat mir mal eine Mentorin gesagt: „Du musst ein ziemlich starkes inneres Zuhause haben“…Und das ist es auch, was mich nicht völlig verrückt werden lässt 🙂
Hey Kai,
Ja da ist was wahres dran. Ein schöner Satz!
Alles Liebe, Anna