Ich ermutige dich ja immer dazu, deine Träume zu verwirklichen, deine Berufung zu finden und zu leben, usw. Aber müssen wir immer erst ein Ziel erreichen, um glücklich zu sein? Können wir nicht einfach mal glücklich und erfüllt sein mit dem, was ist? Genau diese Frage wirft Psychotherapeutin Rosina Geltinger in diesem Gastartikel in den Raum. Sie gibt dir drei konkrete Tipps wie du ein erfülltes Leben führen kannst mit dem, was du hast.
Ein Gastartikel von Rosina Geltinger
- „Wenn ich endlich 10 kg abgenommen habe, dann bin ich glücklich!“
- „Wenn wir endlich unser Haus haben, von dem wir immer schon geträumt haben, dann bin ich glücklich!“
- „Wenn ich endlich befördert werde und meine Gehaltserhöhung bekomme, dann bin ich glücklich!“
Kennst du das? Glück wird an Bedingungen gekoppelt. Wenn…, dann…
Ich möchte dir mal eine kleine Geschichte von mir erzählen.
Als meine Oma gestorben ist, hab ich danach eine unglaublich schöne Zeit erlebt. Das hört sich irgendwie komisch und unmenschlich an, oder? War es nicht! Sondern der Tod meiner Oma hat mir die Augen geöffnet. Das erste Mal in meinem Leben mit dem Tod konfrontiert hat mir ganz deutlich gezeigt um was es wirklich geht im Leben. Nämlich um leben! Und zwar so richtig. Mit allem drum und dran. Mit Haut und Haaren. Nicht irgendwie lauwarm – sondern ganz und gar.
Ich hab mich in der Zeit nach ihrem Tod über nichts mehr aufgeregt. Ich hatte Freude an kleinen Dingen im Leben. Ich hab jeden Augenblick genossen, so wie er gekommen ist. Ich fühlte mich einfach unglaublich lebendig. Aber nach ein paar Wochen hat sie sich ganz hinterhältig wieder eingeschlichen. Diese Stimme in meinem Kopf, die sich über Kleinigkeiten aufregt. Die Stimme, die öfters mal unzufrieden ist. Die Stimme, die wieder anfängt Glück an Bedingungen zu knüpfen. Erst meldete sie sich nur ab und zu. Aber so schnell konnte ich gar nicht schauen, bis sie wieder mein regelmäßiger Begleiter war.
Ich hatte öfter solche Situationen in meinem Leben. Situationen, die mir bewusst gemacht haben, wie gut es mir eigentlich geht. Situationen, in denen mir klar wurde, wie wertvoll doch jede einzelne Minute ist, die wir haben. Und ganz ehrlich – im Prinzip wissen wir das alle. Jeder von uns hatte schon solche Augenöffner-Momente. Jeder hat schon mal Momente erlebt, wo wir ganz deutlich gespürt haben, wie vergänglich alles ist. Oder Momente, in denen es uns komplett den Boden unter den Füßen weggezogen hat und danach nichts mehr so war wie vorher.
Solche Augenöffner-Situationen führen oft dazu, dass wir unser Leben total umkrempeln. Oder aber unendlich dankbar sind für die Dinge, die wir haben. Wenn zweiteres der Fall ist und uns durch diese Ausnahmesituation bewusst wird, wie wertvoll es ist, was wir haben, dann ist das meist nur von kurzer Dauer. Sobald alles wieder rund läuft, kommt diese allgemeine Unzufriedenheit zurück. Und ganz schnell landen wir wieder im Trott von Unzufriedenheit, Stress und innerer Unruhe.
Warum fällt es uns so schwer, diese Achtsamkeit und Freude für das Leben aufrecht zu erhalten? Warum gelingt uns das so selten? Und wenn dann oft nur in extrem Situationen? Vielleicht muss uns das Leben manchmal einfach wachrütteln, damit das Glück nicht einschläft! Die spannende Frage ist doch: Wie schaffen wir das? Egal welches Leben wir führen: Wie schaffen wir es die Freude für unser Leben spüren? Hier gibt es mehrere wichtige Faktoren, die ganz maßgeblich dazu beitragen!
1. Sei wach
Wachheit ist ein ganz wichtiger Faktor, um wirklich glücklich zu sein mit dem, was du jetzt im Moment hast. Denn wirkliche Achtsamkeit im Alltag braucht Wachheit. Und zwar Wachheit im Hier und Jetzt. Präsenz, genau jetzt in diesem einen Moment. Dein wach sein kannst du wunderbar trainieren, in dem du am besten täglich Dinge anders machst. Ganz einfache, banale Dinge, wie z.B. regelmäßig einen anderen Weg in die Arbeit zu gehen. Oder in anderen Geschäften einkaufen. Oder mal „falschrum“ im Bett zu liegen. Socken anzuziehen, die nicht zusammen passen. Da gibt es wirklich unzählige Möglichkeiten deine Alltagsroutine zu durchbrechen. Wenn du das regelmäßig machst, wirst du schnell merken, wie du dich lebendiger fühlst. Und genau darum geht es im Leben: sich lebendig zu fühlen!
Und es gibt noch etwas, was uns daran hindert unser Glück zu spüren: Die Selbstverständlichkeit. Wenn unser Leben so normal vor sich hin plätschert, verlieren wir uns oft in Selbstverständlichkeiten. Wenn ich in einer langjährigen Beziehung bin, bin ich es gewohnt, dass mein Partner da ist. Ich bin es gewohnt, dass mein Partner nach Hause kommt. Es wird zur Selbstverständlichkeit. Ist es aber nicht. Wenn ich in einem Wohlstandsland wie Deutschland lebe, bin ich es gewohnt alle Nahrungsmittel zu bekommen, die ich möchte. Egal ob Früchte aus exotischen Ländern, Gewürze aus dem fernen Asien oder Bier aus down under. Es ist immer alles da, und das ist selbstverständlich. Und das ist es aber nicht. Das spürt man dann mal ganz schnell, wenn man in einem armen Land ist. Wenn wir es schaffen, die Selbstverständlichkeit aus unserem Leben zu verbannen, können wir glücklich sein mit dem, was wir haben. Wir müssen uns nicht ständig neue Ziele setzen, um endlich glücklich zu werden.
Aber wie können wir die Selbstverständlichkeit verhindern? Indem wir uns bewusst machen, dass absolut nichts im Leben selbstverständlich ist! Indem wir uns immer wieder bewusst machen, welche wundervollen Geschenke wir bereits in unserem Leben haben. Und der beste und effektivste Weg ist hier, sich in Dankbarkeit zu üben.
2. Dankbarkeit
Beginne die Geschenke des Lebens mit Dankbarkeit würdigen. Forschungsergebnisse der Positiven Psychologie haben gezeigt, was für einen enormen Einfluss Dankbarkeit auf unser Glücksgefühl hat. Hierzu gibt es schöne Rituale um mehr Dankbarkeit in deinen Alltag zu bringen. Zum Beispiel:
- Ein Dankbarkeitstagebuch führen.
- Beginne den Tag mit einem Dankbarkeit-Ritual.
- Sammle ein paar Sätze von Dingen für die du dankbar bist.
Ich bin dankbar gesund zu sein.
Ich bin dankbar genügend zum essen zu haben.
Ich bin dankbar für meinen Partner.
Ich bin dankbar für meine Freunde.
Ich bin dankbar für mein schönes zu Hause.
- Beginne den Tag mit ein paar tiefen Atemzügen. Lege eine Hand auf den Bauch, die andere auf den Brustkorb. Atme tief ein und aus und sage dir deine Sätze laut vor. Dieses Ritual kann deinen ganzen Tag positiv beeinflussen.
- Beende den Tag mit Dankbarkeit. Immer abends, kurz vor dem einschlafen, überlegst du dir 3 Dinge, die heute gut waren. Das muss nichts Großes sein. Das können auch ganz kleine Dinge sein, wie das freundliche Lächeln eines Fremden in der U-Bahn.
Und es gibt noch einen wichtigen letzten Punkt. Wenn du es schaffst, diesen Punkt für dich aufzulösen, dann steht deinem Glück nichts mehr im Weg.
3. Hör auf gegen dich selbst zu kämpfen
„Ich bin zu dick. Ich bin zu dünn.“
„Meine Haare sind zu lockig. Oder zu glatt.“
„Ich bin nicht liebenswert. Ich habe es nicht verdient.“
„Ich bin nicht gut genug. Ich muss mich mehr bemühen.“
Bestimmt kennst du solche Sätze auch. Bei vielen von uns laufen sie ständig im Hintergrund wie eine hängen gebliebene CD. Das ist keine wirkliche Überraschung. Eine Harvard-Studie hat ergeben, dass wir 180.000 negative Suggestionen zu hören bekommen, bis wir 18 sind. Also Sätze wie „Das kannst du nicht“, „Das schaffst du nie“, „Aus dir wird nie was werden“ usw. 180.000!!! Das sind 27 pro Tag! Da ist es kein Wunder, dass wir das irgendwann selbst glauben.
Also versuchen wir uns (oder anderen) zu beweisen, dass es nicht so ist. Dass wir es doch können. Dass wir doch gut genug sind. Dass wir attraktiv genug sind. Das impliziert automatisch immer, dass wir nicht okay sind, so wie wir sind. Dadurch führen wir unbewusst immer einen Kampf gegen uns selbst. Byron Katie hat mal so treffend gesagt: „Wenn wir einen Kampf führen gegen das was ist, kämpfen wir gegen die Realität. Und diesen Kampf werden wir immer verlieren.“
Das heißt wirklichen inneren Frieden werden wir erst finden, wenn wir uns so annehmen und akzeptieren, wie wir gerade jetzt im Moment sind. Mit all unseren wunderbaren und guten Seiten, aber eben auch mit unseren vermeintlichen Fehlern und Mäkeln. Und wenn du mal in dich gehst und ganz ehrlich bist: Du magst doch Menschen mit Fehlern viel lieber, als Menschen, die anscheinend perfekt sind. Oder? Ich finde dieser Gedanke macht es viel leichter, mit seinen „Fehlern“ Frieden zu schließen.
Fazit
Wenn wir es schaffen
- uns selbst anzunehmen, wie wir sind,
- dankbar zu sein, für das was wir haben,
- und wach durchs Leben gehen,
dann können wir das Leben genießen und glücklich sein.
Jeden Tag aufs Neue, mit allem, was das Leben zu bieten hat und für uns bereit hält. Vollkommen egal, welches Leben wir führen!
Über die Autorin
Rosina arbeitet seit 10 Jahren als Psychotherapeutin (HP) und psychologischer Coach in eigener Praxis in München und online. Sie ist spezialisiert auf grundlose Unzufriedenheit. Sie liebt es die Wege der Seele zu ergründen und ist immer noch fasziniert davon, welch kreativen Wege unsere Seele findet, um uns an unsere Themen liebevoll heranzuführen. Sie ist überzeugt davon, dass der Schlüssel zum Glück immer in uns liegt. Je tiefer und besser wir uns selbst kennen, verstehen und annehmen, desto glücklicher und zufriedener können wir sein. Darüber schreibt sie auf ihrem Blog.
Mehr über Rosina findest du auf ihrer Webseite.
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