Du bist Student oder hast gerade frisch dein Studium abgeschlossen und spielst mit dem Gedanken, dich direkt nach dem Studium selbstständig zu machen? Wieso du das lieber bleiben lassen sollst verrate ich dir in diesem Artikel.
Der Hintergrund
Immer wieder schreiben mir Studierende, die sich direkt nach dem Studium oder auch schon währenddessen selbstständig machen möchten und mich fragen, ob ich Tipps für sie hätte. Mit dem, was ich ihnen dann meistens rate, rechnen jedoch die wenigsten: Ich empfehle ihnen, erst einmal ganz klassisch in einem Unternehmen zu arbeiten zu beginnen.
Denn obwohl ich mich selbst bald nach meinem Masterabschluss selbstständig gemacht habe und prinzipiell jeden, der mit dem Gedanken zur Selbstständigkeit spielt, dazu ermutige, denke ich nicht, dass es eine gute Idee ist, direkt nach dem Studium in die Selbstständigkeit zu starten.
Übrigens…
Eins vorneweg: Wenn ich hier von Studierenden oder Absolventen spreche, meine ich diejenigen, die direkt nach der Schule mit dem Studium begonnen haben, ohne vorher nennenswerte Berufserfahrung zu sammeln. (Und nein, mit „nennenswerter Berufserfahrung“ meine ich nicht ein Jahr Work & Travel in Australien.) Solltest du zu denjenigen gehören, die bereits vor oder während des Studiums (Vollzeit) gearbeitet haben, gelten die folgenden Aussagen natürlich nicht für dich.
Wieso Selbstständigkeit direkt nach dem Studium keine gute Idee ist
Ich selbst habe während bzw. nach meinem Studium erst einmal in einem Tourismusunternehmen im Onlinemarketing gearbeitet, bevor ich mich in dem Bereich selbstständig gemacht habe. Nicht, dass ich das damals bereits so geplant hätte – die Selbstständigkeit war nach meinem Studium für mich erst einmal gar keine Option. Im Nachhinein kann ich nun jedoch sagen, dass ich froh bin, erst einmal Berufserfahrung gesammelt zu haben, bevor ich in die Selbstständigkeit quasi „reingerutscht“ bin. Folgende fünf Gründe sprechen meiner Meinung nach dafür, dass du erst einmal in einem klassischen Unternehmen zu arbeiten beginnst, bevor du dich selbstständig machst:
1. Ein Angestelltenjob verschafft dir Selbstbewusstsein
Seien wir einmal ehrlich: Die wenigsten von uns gehen voller Selbstbewusstsein in ihr erstes Praktikum, die ersten Bewerbungsgespräche oder ihren Einsteigerjob hinein. Kein Wunder – schließlich ist die Arbeitswelt für jemanden, der sein ganzes bisheriges Leben lang Schüler und Student war, eine völlig neue Welt. Bisher warst du es gewohnt, zuzuhören, zu lernen und dein Wissen in Prüfungen wiederzugeben. Nun wird plötzlich von dir erwartet, dass du eigenständig etwas machst, was du wahrscheinlich so zuvor noch nie getan hast.
Wenn du dann jedoch erst einmal ein paar Wochen in einem Unternehmen arbeitest und eine gewisse Routine entwickelst, wird deine neue Aufgabe für dich plötzlich normal. Du merkst: Ich kann das ja – und ich werde sogar täglich besser darin! Damit wächst auch dein Selbstbewusstsein. Du weißt: Ich kann mich nicht nur als Student, sondern auch in der Arbeitswelt behaupten.
2. Ein Unternehmen verhilft dir zu Referenzen
Der nächste Punkt, wieso es sehr hilfreich ist, erst einmal in einem Unternehmen zu arbeiten, bevor du dich in die Selbstständigkeit wagst: Durch die Arbeit sammelst du nicht nur Erfahrung in dem Bereich, sondern auch Referenzen. Bisher hast du dich bei Bewerbungen vielleicht auf deine guten Noten verlassen – doch wenn du erst einmal in der Arbeitswelt angekommen bist, wirst du schnell merken: Gute Zeugnisse interessieren in der Realität kaum jemanden. Das, was Kunden und Arbeitgeber vor dir sehen wollen, sind Referenzen. Für welche Unternehmen und an welchen Projekten hast du gearbeitet? Wie gut laufen diese? Das sind die Leistungen, an denen du in der Arbeitswelt gemessen wirst. Wenn du dich direkt nach dem Studium selbstständig machst und noch keine Referenzen vorzuweisen hast, wirst du es höchstwahrscheinlich schwerer haben deine ersten Kunden zu gewinnen als jemand, der sich bereits vor der Selbstständigkeit in einem Unternehmen behaupten konnte.
3. Du solltest erst jede Welt kennenlernen, bevor du dich entscheidest
Eine Entscheidung für die Selbstständigkeit ist auch immer eine Entscheidung gegen das klassische Angestelltenleben. Damit du diese Entscheidung auch wirklich überlegt treffen kannst, ist es hilfreich, erst einmal die andere Welt kennenzulernen. Beispielsweise hat es schon was, wenn man jeden Monat genau weiß, wann wie viel Geld auf dem Konto landet – was ein Selbstständiger kaum behaupten kann. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Ich empfehle dir, erst einmal die Vor- und Nachteile eines Angestelltenverhältnisses am eigenen Leib kennenzulernen, bevor du die Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit erfährst. So wirst du später auch kaum das Gefühl zu haben etwas verpasst zu haben, weil du nie als Angestellter in einem Unternehmen gearbeitet hast – was andernfalls leicht passieren kann, wenn du die Nachteile der Selbstständigkeit kennengelernt hast aber umgekehrt nicht weißt, welche Nachteile die Selbstständigkeit mit sich bringt beziehungsweise wie sich das anfühlt.
4. Du musst dich erst selbst kennenlernen
Ein Job in einem Unternehmen ist außerdem eine gute Gelegenheit, um dich selbst besser kennenzulernen. Studium und Arbeit sind zwei komplett verschiedene Dinge – nur weil dir etwas in der Theorie gefällt und Spaß macht, muss es das im Berufsleben noch lange nicht. Daher ist ein Angestelltenjob, der jederzeit gekündigt werden kann, eine tolle Chance, erst einmal in das Berufsfeld hineinzuschnuppern und herauszufinden, ob es dir denn wirklich liegt, bevor du dich darin selbstständig machst. Außerdem hast du so die Möglichkeit, herauszufinden, welche Tätigkeiten dir Spaß machen (und welche weniger) und dich selbst besser kennenzulernen.
5. Berufserfahrung ist wie Marktrecherche
Du kannst die Berufserfahrung als eine Art Marktrecherche nutzen. Während du als Angestellter arbeitest wirst du viel über die Branche und die Produkte und Dienstleistungen herausfinden. Vielleicht entdeckst du so ganz zufällig eine Marktlücke, die du schließlich als Selbstständiger füllen kannst. Außerdem kannst du so beobachten, was dir an der Unternehmensführung und -kultur gefällt (und was nicht). Diese Insider Einblicke helfen dir später, deine eigenen Produkte, Dienstleistungen und Unternehmen zu entwerfen.
6. So kannst du dir ein finanzielles Polster schaffen
Der letzte Grund, wieso es besser ist, erst einmal in einem Unternehmen zu arbeiten bevor du dich selbstständig machst, ist: Ein klassischer Angestelltenjob erlaubt dir ein finanzielles Polster zu schaffen. Sehr wahrscheinlich bist du bei Unternehmensgründung und am Beginn deiner Selbstständigkeit froh um jeden Euro, den du gespart hast. Meist fallen nämlich schon Ausgaben an, bevor du Einnahmen hast. Außerdem beruhigt es, wenn du weißt, dass du ein paar Monate von deinem Ersparten leben kannst, und nicht sofort am finanziellen Ruin kratzt, wenn die Kundenakquise anfangs nur schleppend anläuft oder einmal ein Monat lang weniger reinkommt.
Fazit
Nun kennst du also sechs Gründe dafür, wieso ich denke, dass es keine gute Idee ist, direkt nach dem Studium in die Selbstständigkeit zu starten und warum ich dir empfehle, erst einmal Berufserfahrung in einem Unternehmen als Angestellter zu sammeln.
In Teil 2 dieses Artikels, gebe ich dir fünf Tipps dafür, was du tun sollst, während du diese Berufserfahrung sammelst – um anschließend top vorbereitet für dein eigenes Unternehmen zu sein.
Wenn du noch mehr über Selbstständigkeit lesen möchtest, empfehle ich dir folgende Artikel:
- Wie viel Erfahrung du brauchst bevor du dich selbstständig machen kannst
- 8 Dinge, die ich gerne vor meiner Kündigung gewusst hätte
- Teil 1: Unternehmensgründung neben dem Beruf vs. Kündigung
- Teil 2: Möglichst risikofrei nebenbei selbstständig machen – so geht’s
- Teil 3: Trau dich! Wieso du jetzt kündigen und dich selbstständig machen sollst
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